Warum es sich nicht gehört, um bestimmte Uhrzeiten Menschen für Dienstleistungen und Supportanfragen zu kontaktieren – Ein Plädoyer für Respekt und Rücksichtnahme

In der heutigen Zeit, in der Erreichbarkeit durch Smartphones und digitale Kommunikation allgegenwärtig ist, verschwimmen oft die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit. Viele Menschen sind es gewohnt, dass jede Person rund um die Uhr erreichbar ist – doch bedeutet das auch, dass sie rund um die Uhr verfügbar sein sollten? Es gibt gute Gründe, warum es sich nicht gehört, um bestimmte Uhrzeiten Supportanfragen zu stellen oder Menschen für Dienstleistungen zu kontaktieren. Im Folgenden betrachten wir, warum dies nicht nur unhöflich, sondern in manchen Fällen auch übergriffig ist.

1. Respekt vor der Freizeit: Das Recht auf Erholung

Jeder Mensch hat ein Recht auf Ruhe und Erholung. Dies gilt besonders für Arbeitskräfte, die in einem festen Rahmen ihre Dienstleistungen anbieten. Eine Kontaktaufnahme außerhalb der üblichen Geschäftszeiten ignoriert dieses Recht. Mitarbeiter und Selbstständige brauchen Zeit, um sich zu regenerieren, soziale Kontakte zu pflegen und persönlichen Interessen nachzugehen. Wird diese Ruhe durch Anfragen oder Aufträge gestört, kann das zu Stress und Erschöpfung führen. Dauerhafte Störungen dieser Art können sogar Burnout und langfristige gesundheitliche Probleme nach sich ziehen. Das Recht auf Freizeit ist ein Grundpfeiler für eine ausgewogene Work-Life-Balance, die jeder Mensch verdient.

2. Die Macht der Digitalisierung: Nur weil wir können, sollten wir nicht

Die Digitalisierung hat es uns ermöglicht, jederzeit und von überall aus mit anderen Menschen zu kommunizieren. Das ist grundsätzlich eine positive Entwicklung, kann jedoch auch zu problematischen Erwartungen führen. Nur weil es technisch möglich ist, jederzeit eine Nachricht oder eine Anfrage zu verschicken, bedeutet das nicht, dass es auch angebracht ist. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass hinter der Kontaktmöglichkeit immer ein Mensch steht, der seine Zeit auch anders als mit beruflichen Anfragen verbringen möchte. Eine Nachricht am späten Abend oder am Wochenende sendet implizit die Botschaft, dass die Angelegenheit so dringend ist, dass sie nicht bis zum nächsten Arbeitstag warten kann – selbst wenn das oft nicht der Fall ist.

3. Übergriffigkeit: Grenzen respektieren

Es gibt eine klare Grenze zwischen beruflicher Erreichbarkeit und persönlichem Raum. Wird diese Grenze überschritten, kann dies als übergriffig empfunden werden. Übergriffigkeit entsteht, wenn jemand in die Privatsphäre eines anderen eindringt, ohne seine Bedürfnisse und Grenzen zu respektieren. Indem man außerhalb der üblichen Geschäftszeiten anruft oder Nachrichten schreibt, missachtet man diese Grenze und stellt die eigenen Bedürfnisse über die des anderen. Dies kann ein Gefühl der Unbehaglichkeit oder sogar Unwohlsein auslösen – insbesondere dann, wenn der Empfänger sich verpflichtet fühlt, sofort zu reagieren.

4. Was als “Dringend” empfunden wird, ist oft subjektiv

Was für den einen dringend ist, mag für den anderen belanglos sein. Häufig wird der Begriff der Dringlichkeit überstrapaziert, um Anliegen schnell bearbeitet zu bekommen. Ein technisches Problem am Freitagabend oder eine Frage zur Dienstleistung kann für den Fragenden dringend erscheinen, weil es seine Planung stört oder er eine schnelle Antwort möchte. Doch für den Dienstleister kann diese Anfrage gut bis zum nächsten Arbeitstag warten. Die Dringlichkeit von Anfragen ist also subjektiv und sollte mit Bedacht eingeschätzt werden, um die Arbeitszeiten anderer nicht unnötig zu stören.

5. Gesunde Arbeitskultur: Vorbildfunktion und Erwartungen

Eine gesunde Arbeitskultur entsteht, wenn alle Beteiligten klare Erwartungen an die Erreichbarkeit haben. Unternehmen und Dienstleister, die es ihren Mitarbeitern ermöglichen, nach Feierabend wirklich abzuschalten, tragen dazu bei, eine respektvolle Kultur zu fördern. Wer hingegen selbst spätabends Nachrichten versendet oder Anfragen stellt, sendet auch an seine Kollegen oder Mitarbeitenden die falschen Signale: Nämlich, dass es normal sei, außerhalb der Arbeitszeit für berufliche Anliegen zur Verfügung zu stehen. Dadurch entstehen implizit Erwartungen, die auf lange Sicht die Gesundheit und Motivation des gesamten Teams beeinträchtigen können.

6. Grenzen setzen – Wie kann man sich schützen?

Um sich gegen übergriffige Anfragen außerhalb der Geschäftszeiten zu schützen, ist es wichtig, als Unternehmen und Dienstleister klare Kommunikationsregeln aufzustellen. Dazu gehören:

  • Verfügbarkeitszeiten definieren: Kommunikation nur innerhalb der angegebenen Zeiten.
  • Automatische Antworten nutzen: Mit einem Hinweis, dass Anfragen außerhalb der Geschäftszeiten am nächsten Arbeitstag bearbeitet werden.
  • Klarer Umgang mit „Dringendem“: Definieren, was wirklich dringlich ist und was warten kann.
  • Aufklärung betreiben: Kunden und Partner darüber informieren, warum diese Regelungen sinnvoll sind und wie sie zu einem respektvolleren Miteinander beitragen.

Fazit: Respekt und Rücksicht sind Schlüssel zu einer besseren Arbeitswelt

Das Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen, hat negative Auswirkungen auf das persönliche Wohlbefinden und die Arbeitskultur insgesamt. Indem wir bewusst darauf achten, wann wir Menschen kontaktieren, zeigen wir Respekt für deren Zeit und Privatsphäre. Dies ist nicht nur ein Akt der Höflichkeit, sondern ein Zeichen dafür, dass wir die Arbeit und die Erholung anderer Menschen wertschätzen. Letztendlich geht es um das Bewusstsein, dass hinter jedem Chat, jeder Mail und jedem Anruf ein Mensch steht, der genauso wie wir selbst Zeit für sich braucht.