Schaut mal genau auf das Bild, was mir heute passiert ist.
Jedenfalls (Zyklustag #1): Ich im Drogerieladen, schaue mich in Ruhe um. Stehe irgendwann an der Kasse, die junge Verkäuferin (ich schätze Ende 20) ist sehr nett – da-di-dada – plötzlich spricht mich eine ältere Dame von hinten an, fragt mich, ob ich Französisch spräche. Ja, sag ich.

«Sie haben da einen Blutfleck auf Ihrem Kleid.»
Ich schaue an meinem Kleid hinunter und sehe, ja, da ist ein Blutfleck.
„Okay“, sag ich in die 3er-Runde, „da können wir doch alle von lernen. Ist doch gut, wenn man das mal sieht. Ist ja eigentlich normal. C’est la via. Wir lachen einig und sind gleichzeitig leicht peinlich berührt.
Das Blut hat sich offensichtlich voll durchgedrückt beim Fahrradfahren durch mein Mens-Höschen auf mein hellgraues Leinenkleid. Wow, das ist mir bisher noch nie passiert.
Also gut, ich bezahle mein Zeugs. Die Dame ist wieder weg. Ich frage die junge Verkäuferin noch, ob man es stark sehe. Ihr wäre es gar nicht aufgefallen.
Ich gehe also wieder aus dem Laden und frage mich – natürlich –, geh ich jetzt noch wie geplant nebenan in den Supermarkt und besorge die Sachen, die ich auf meinem Zettel habe? Oder geh ich noch mal zurück in die Drogerie und frage nach einem nassen Lappen?
Ich entscheide mich für „Nein, ich verhalte mich jetzt so, als wüsste ich nichts davon.“ Ich gehe erhobenen Hauptes durch den Supermarkt. Meine Haltung ändert sich in Richtung aufrecht. Interessant. Ich besorge – ganz gemütlich – meine Sachen. Natürlich in dem Bewusstsein, dass ich diesen offensichtlichen Fleck hinten am Kleid mit mir rumtrage.
Ich habe vor Kurzem ein Video gesehen – ich glaube, es war auf Instagram –, da hat eine junge Frau das Experiment gemacht, in der Öffentlichkeit mit einer weißen Hose mit Blutfleck herumzulaufen. Ich dachte noch, wie cool ist das denn?
Und die Reaktionen der Passanten im Video waren für mich erschreckend und total verwirrend. Die Leute reagierten mit Abscheu und Scham. Selbst Frauen waren angewidert. Ich dachte, das darf nicht wahr sein. Das Filmchen endete damit, dass ein junger Mann ihr seine Jacke zum Umbinden gab. So bescheuert.
Ok. Nach meinem Einkauf gehe ich entschlossen erneut in die Drogerie geradewegs auf die junge Verkäuferin zu und bitte sie, ein Foto von mir zu machen, während ich da am Regal stehe.
Sie fragt mich, wofür ich das mache. Ich erzähle ihr von Zyklus Zirkus. Ich fände es schon unglaublich, dass man im Jahr 2024 immer noch damit konfrontiert ist, das Natürlichste der Welt als etwas Unnormales gespiegelt zu bekommen.
Aber ich möge mich nicht aufregen. Ich hatte in meinem Leben einfach schon immer sehr stark meine Periode und die haut mich de facto für zwei Tage pro Monat voll raus. Ich kann dann nicht arbeiten, meistens nix machen. Immer wieder bin ich mit diesem Thema im Außen an Grenzen gestoßen.
Ich erzähle, dass ich vor allem versuche, (für mich) einen neuen Umgang zu finden.
Und da ich weiß, dass ich lange nicht die einzige Frau bin, die damit unterwegs ist, möchte ich aktiv sein, dieses Tabu zu brechen.
Zu Hause hab ich das Leinenkleid wieder ausgewaschen*. Alles wieder „sauber“.
Ich wünsche euch einen liebevollen Tag,
Eure Jerry
*
Blutflecken lassen sich easy mit kaltem Wasser auswaschen. Sollte der Fleck schon eingetrocknet sein, einfach mit einem Waschmittel kurz einweichen und wieder auswaschen. Fertig.